Der Lebensgarten von Langenlois

Österreichs erster Schaufriedhof wurde auf dem Areal der Gartenschule in Langenlois eröffnet. Das Gemeinschaftsprojekt der Berufsgruppen der niederösterreichischen Steinmetze, Gartengestalter und Friedhofsgärtner zeigt vielfältige Grabgestaltungen. Im Vordergrund steht das individuelle Denkmal.
 
Die frei zugängliche Ausstellung mit dem Titel „Lebensgarten – aus dem Schatten ins rechte Licht gerückt“ ist ein Gemeinschaftsprojekt der Berufsgruppen der niederösterreichischen Steinmetze, Friedhofsgärtner und Gartengestalter sowie der Gartenbauschule Langenlois. Als Erster seiner Art in ganz Österreich gibt der Schaufriedhof am Rosenhügel im Langenloiser Schulgarten wertvolle Anregungen zur Gestaltung einer individuellen Grabstätte. Die von erfahrenen Steinmetzmeistern und Steinmetzmeisterinnen gestaltete Dauerausstellung zeigt eine breite Vielfalt an Materialkombinationen und Bearbeitungsarten der Natursteine. Ebenso finden Friedhofsbetreiber Anregungen, wie sich bestehende Friedhöfe an die sich wandelnden Bestattungswünsche und -formen anpassen lassen.
 
Während der Eröffnungsfeier im Rahmen des Niederösterreichischen Steinmetztages am 8. Oktober 2016 hob der der Bundesinnungsmeister der Berufsgruppe der österreichischen Steinmetze, Wolfgang Ecker, die Signalwirkung der Ausstellung hervor. Auf dem Schaufriedhof sollen die verschiedenen Wege und Möglichkeiten zur Gestaltung einer zeitgemäßen Friedhofsanlage vorgestellt werden, denn nur gemeinschaftlich lässt sich der Wandel in der Bestattungskultur positiv beeinflussen und das Angebot der betroffenen Berufsgruppen nach den aktuellen Bedürfnissen der Bevölkerung ausrichten. „Ich bin überzeugt, dass Friedhöfe auch morgen noch Bestand haben, allerdings nicht mehr in der herkömmlichen Form,“ erklärte Wolfgang Ecker.
 
Orte, die gut tun
Unabhängig vom jeweiligen Alter berührt der Wandel in der Bestattungskultur alle Teile der Bevölkerung. Gesellschaftliche Veränderungen, die verstärkte Mobilität und der Wunsch nach alternativen Beisetzungsformen führen zu einem tiefgreifenden Umdenken; das betrifft auch den Umgang mit Trauer und Tod. Angehörige suchen nach einem Todesfall aktiv nach Antworten und Hilfe bei der Trauerbewältigung. Von entscheidender Bedeutung ist dabei ein konkreter Ort der Trauer und eine individuell gestaltete Grabstätte, erläuterte Judith Hönig als Vorsitzende der Fachvertretung der niederösterreichischen Steinmetze in ihrer Eröffnungsrede. Anonyme Bestattungen und Beisetzungen außerhalb des Friedhofes hingegen behindern Trauernde laut internationalen Studien dabei, ihren schmerzhaften Verlust zu verarbeiten. Für Judith Hönig zeigt das Gemeinschaftsprojekt in Langenlois, „wie individuell die am Friedhof aktiven Berufsgruppen gestalten können, wie unterschiedliche Materialien harmonisch miteinander wirken und wie sich Pflanzen und Natursteine bei der Grabgestaltung kombinieren lassen“. Bei der Gestaltung einer zeitgemäßen und persönlichen Grabstätte gilt es vor allem, den Angehörigen zuzuhören und auf die Wünsche und Bedürfnisse einzugehen, erklärte Judith Hönig. Wie diese Vorstellungen dann gestalterisch in Form des persönlichen Grabdenkmals umgesetzt werden, wird angehenden Steinmetzen in Niederösterreich bereits während der fundierten Ausbildung im Lehrbetrieb und an der Berufsschule in Schrems im Dualen System vermittelt.
 
Trauer aktiv bewältigen
Ein Ziel der Ausstellung in Langenlois ist, Besucher zum Umdenken anzuregen; Friedhöfe sollen wieder als Orte der inneren Einkehr und Besinnung wahrgenommen werden können. Ein Ort des tröstenden Gedenkens muss nicht wie ein liebloses Gräberfeld aussehen, sondern kann Positives ausstrahlen. Deshalb wurde der Begriff Lebensgarten gewählt, erklärt die für die Gestaltung der Ausstellung verantwortliche Romana Raffetseder. Die Designerin von RTR-Design aus Münichreith engagiert sich seit über 30 Jahren für eine zeitgemäße Friedhofskultur, die die Bedürfnisse der Hinterbliebenen in den Mittelpunkt stellt.
 
Bei den Mustergräbern wurden laut Romana Raffetseder unterschiedliche Ansätze verwirklicht, die jeweils bestimmte Personengruppen ansprechen. Wer einen geliebten Partner nach langer Ehe verliert, trauert anders als eine junge Familie um ein Kind. Für Urnen vorgesehene Flächen bieten andere Voraussetzungen für die Gestaltung vom Grabdenkmal und der Bepflanzung als flächenmäßig größere Felder für Familiengräber. Entscheidend für eine gelungene Gedenkstätte ist eine ganzheitliche Sichtweise. Persönliche Gestaltung bezieht den Charakter, die Vorlieben und individuellen Eigenschaften der verstorbenen Person ein. Dabei ist es für die Trauerarbeit besonders vorteilhaft, wenn die Hinterbliebenen zusammen mit dem Steinmetz aktiv bei der Gestaltung mitarbeiten können. Diese Beteiligung vermittelt das Gefühl, etwas für den Verstorbenen tun zu können. Zudem klärt sich in den Beratungsgesprächen, wie viel Zeit für die Grabpflege zur Verfügung steht, wovon wiederum die Ausgestaltung der Fläche um das Grabdenkmal herum abhängt.
 
Einstimmig positive Resonanz
Die gute Resonanz der Besucher bei der feierlichen Eröffnung des Lebensgartens in Langenlois beweist, welche gesellschaftliche Relevanz das Thema Bestattungskultur hat. Um diesem Wandel zu entsprechen, sollen einzelne Exponate von Zeit zu Zeit getauscht werden; die Pflege und pflanzliche Umgestaltung übernimmt die Gartenbauschule.
Ermöglicht haben den Schaufriedhof in Langenlois zahlreiche Sponsoren. Seitens der Steinmetze waren dies die Firmen Friepess aus Linz, Hönig aus Wiener Neustadt, Hummel aus Mannersdorf, Kern aus Melk, Poschacher aus Langenstein, Raffetseder aus Persenbeug, Rotter Grabschmuck aus Wien, RTR-Design aus Münichreith, Sölker Marmor aus Sölk, Zechmeister aus Hollabrunn und Zuzzi aus Albrechtsberg.

   

Wir wollen uns bei Frau Romana Raffetseder für die Planung und wertvolle Umsetzung des ersten österreichischen Schaugartens in Langenlois herzlich bedanken und uns den vielen Glückwünschen anschließen.
 
Quelle: IMAGEFOTO – STUDIO FÜR FOTOGRAFIE & WERBUNG
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